NAVSTAR-GPS,
das globale Positionierungssystem
Anwendungen
und Vorteile für den Eisenbahnbetrieb
Robert Grüller
Nachdem nun die Seeleute bereits seit mitte der siebziger Jahre Satellitennavigation verwenden und in den letzten Jahren die Luftfahrt sowie auch die Fahrzeugnavigation vermehrt von GPS Gebrauch macht, war es hoch an der Zeit, dass sich auch die Eisenbahn die Vorteile, welche sich durch die Satellitennavigation ergeben, zunutze macht.
Mehrfache Sicherheit
Wie bei allen sicherheitskritischen
Anwendungen, wo von gut funktionierender Technik auch Menschenleben
abhängen, ist es auch beim Bahnbetrieb notwendig, Vorsorge zu treffen
für den Fall, dass doch ein System ausfallen sollte.
Üblicherweise wird dies durch das Verwenden
von redundanten Einrichtungen für den gleichen Zweck getan. Im
günstigsten Fall kommen die Informationen für Systeme mit der gleichen
Aufgabe, von unabhängigen Quellen. Bei besonders gelungenen Lösungen
ist nicht nur die übliche Störmeldung, sondern auch eine Anzeige
vorgesehen, die den Benutzer warnt, dass die angezeigten Daten nicht
mehr ausreichend zuverlässig sein könnten. Gleichzeitig wird vom
System auf einen anderen Sensor als Datenquelle umgeschaltet. Diese
Systeme überprüfen sich sozusagen selbst. Dies wurde durch die
Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen, durch deren immens
gestiegene Leistungsfähigkeit, sowie durch den Preisverfall der
Hardware ermöglicht.
Es begann in Amerika
"Aus unbekannten Gründen hat es den
Anschein, als ob die technologische Revolution die Eisenbahnsicherheit
an der Haltestelle zurückgelassen hätte". Dieses Zitat stammt
nicht, wie man vermuten könnte, aus dem Munde eines Europäers, der über
europäische Verhältnisse berichtet, sondern von US-Senator Frank
Lautenberg anlässlich der Vorstellung des Amerikanischen
Eisenbahnsicherheitsgesetzes (Rail Safety Act) im US-Senat, am 23.
Februar 1996.
Dieses Gesetz verpflichtet die US-Privatbahnen, nach sechs schweren
Eisenbahnunfällen, die den Verlust von 14 Menschenleben verursachten,
bis zum 1. Jänner 2001 ein landesweit einheitliches Satellitengestütztes
Zugsicherungssystem, operativ installiert zu haben.
Förderungen in den USA
Damit einhergehend hat die Administration Clinton annähernd 50 Millionen Dollar an Förderungsmitteln bereitgestellt, die es den verschiedenen Eisenbahngesellschaften ermöglichen sollen, bereits begonnene Testserien erfolgreich zu beenden. Auch das schliessen der Versorgungslücken im DGPS System, der US-Coast Guard, welches den Eisenbahnen zur Verbesserung der Messgenauigkeit zur Verfügung stehen wird, ist hier enthalten.
US-Coast
Guard DGPS
Die US Küstenwache hat ein System von mittlerweile über 50 Stationen
aufgebaut, welche die von den GPS Satelliten empfangbaren Signale von
den Positionsfehlern bereinigt wieder abstrahlen und derart in ihrem
Sendebereich eine Positionsbestimmung mit einer Genauigkeit von wenigen
Metern ermöglichen. Eine genauere Beschreibung von DGPS ist bereits im
ersten Artikel erfolgt.
Mit 1996 sind alle US Küstengewässer und die grossen Seen im Nordosten
des Landes mit diesem Service, der primär der Küstenschiffahrt dient,
versorgt.
Mit den Geldmitteln der Administration Clinton sollen in noch nicht mit
DGPS versorgten inländischen Bereichen ebenfalls US Coast Guard Sender
installiert werden. Somit können deren Signale auch von den Eisenbahnen
zur genaueren Positionsbestimmung verwendet werden.
Kostenvergleiche
In ihrem Juni 1995 Report kommt die Federal Railroad Administration
(FRA) zum Ergebnis, dass ein Eisenbahnsicherungssystem mit
Satellitennavigation als Location Determination System (LDS) um
Grössenordnungen kostengünstiger ist als ein terrestrisch gebundenes
System mit ortsfesten Transpondern zur Feststellung der Zugposition.
Begründet wird dies mit dem Entfall der gleisnahen Sensoren und
Transponder, sowie aller dazugehörenden Kabel und Einrichtungen, bei
einem Satellitengestützten System. Weiters entstanden hohe
Reparaturkosten nach Instandhaltungsarbeiten an Gleiskörpern, bei denen
die Einrichtungen des Sicherungssystems regelmässig beschädigt worden
waren. Auch sind diese Anlagen, da meist ausserhalb von Bahnhöfen,
vandalismusgefährdet, wodurch zusätzliche Instandhaltungskosten
verursacht werden.
In den USA gibt es ein Schienennetz von ca. 240.000 km. Die
Investitionskosten, welche nur die Nutzung von DGPS zur Feststellung der
Zugpositionen betreffen, betragen etwa 40 Millionen Dollar.
Ein landesweiter Vollausbau des Positive Train Control (PTC) Systems
würde schätzungsweise 800 Millionen US Dollar kosten. Darin enthalten
sind alle notwendigen Investitionen, für die Telekommunikation zwischen
den Zentralen und den Zügen, sowie alle Anlagen zur Weiterverarbeitung
dieser Daten. Dabei wurden (zu Preisen von 1995) ca. 2000 Dollar pro
Fahrzeug, für die Ausrüstung der 18.000 Lokomotiven mit DGPS Empfängern
veranschlagt.
Rentabilität
Nach Berechnungen der Association of American Railroads würde der
Zeitraum für den Return of Investment eines Satellitengestützten
Positive Train Control Systems (PTC) nur wenige Jahre betragen.
Im Train Control Report stellt die Federal Railroad Administration (FRA)
fest, dass die durch Zugzusammenstösse und
Geschwindigkeits-überschreitungen verursachten Eisenbahnunfälle in den
Vereinigten Staaten von Amerika, pro Jahr etwa 35 Millionen Dollar an
vermeidbaren Unfallkosten verursachen. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass man in den USA nach neuen Wegen sucht den Bahnbetrieb effizienter
und sicherer zu gestalten.
US Systeme
Seit über 10 Jahren versuchen Amerikanische Eisenbahngesellschaften mit
Advanced Train Control (ATCS) System bessere Möglichkeiten der
Zugüberwachung zu schaffen. Diese Bestrebungen waren jedoch bisher auf
terrestrische und somit investitionsintensive Transponder-
systeme beschränkt. Jedoch mit der Komplettierung der GPS
Satellitenkonstellation und der Inbetriebnahme des US-Coast Guard DGPS
Dienstes boten sich auch den US Bahnen neue und vor allem billigere
Lösungsmöglichkeiten des Problems Zugüberwachung an.
Burlington-Northern
Burlington-Northern betreibt ein Schienennetz von 37.000 km und hat
2300 Lokomotiven die gegen 60.000 Güterwagen befördern. Bereits 1994
begannen die Gesellschaften Burlington-Northern-Santa Fee / Union
Pacific gemeinsam mit der Entwicklung von Positive Train Separation
(PTS), welches als wesentlichen Unterschied zu anderen Systemen, DGPS
Navigation als Location Determination System (LDS) zur
Positonsbestimmung nutzte.
In einem Interview sagte Edward Butts, Direktor von Burlington-Northern,
dass die Gesellschaft plane etwa 350 Millionen Dollar in
satellitengestützte Sicherungs- und Kommunikationssysteme zu
investieren. Er erwartet, dass jeder investierte Dollar drei Dollar an
Einsparungen bringen wird. Gegenwärtig gibt es eine 800 Meilen lange
Teststrecke zwischen Vancouver in Kanada und Eugene im US Bundesstaat
Oregon.
Amtrak
Ein anderer von der Federal Railroad Administration (FRA) finanziell
geförderter Versuch ist das Positive Train Contril System für
Hochgeschwindigkeit (High Speed Positive Train Control System; HSPTC).
In Michigan wird auf einem 71 km langen Teilstück der Strecke, die von
Detroit nach Chicago führt, zwischen den Städten New Buffalo und Porter,
das Incrementel Train Control System (ITCS) getested. Dies ist ein
mitttels US Coast Guard DGPS Korrekturdaten in der Positionsgenauigkeit
verbessertes System, das bereits bewegliche Raumabschnitte (Moving
Block) zur Zugabstandsbestimmung verwendet, wobei besonderes Augenmerk
auf Interoperabilität zu anderen Systemen gelenkt wird.
Bei beiden Systemen wird eine digitale Kommunikationsverbindung zu den
Zügen verwendet. Die Fahrzeuge sind mit Computern und Datenspeichern
ausgerüstet. Der Grossteil der Berechnung, wie weit der Zug noch fahren
kann, ohne dass sein Bremsweg zu nahe an einen vorausfahrenden Zug
heranreicht, findet an Bord statt.
Sat-Navigation bei TRI-Rail
In Süd-Florida betreibt die TRI-Rail Gesellschaft zwischen Miami und West-Palm Beach ein Massenverkehrsmittel, vergleichbar mit einer Schnellbahn. Hier wird GPS nicht nur verwendet, um die Zugpositionen festzustellen, sondern auch, um Züge planmässig verkehren zu lassen. Darüber hinaus ist ein Passagierinformationssystem angeschlossen, welches in den Haltestellen ankündigt, in wieviel Minuten der nächste Zug kommen wird. Mittels entsprechender Software wird auch untersucht, wo es zu Unregelmässigkeiten, die den Betriebsablauf stören, kommt. Eine Vielzahl von statistischen Daten die zur Betriebsoptimierung unter allen Umständen beitragen, werden gesammelt, wie z.B. die tatsächliche Aufenthaltsdauer in den Haltestellen zu unterschiedlichen Tageszeiten. All diese Informationen werden ohne zusätzlichen Personalaufwand permanent vom System an die Zentrale übertragen und dort ausgewertet. Der Einsatz von GPS trägt hier wesentlich zur Rentabilität des Unternehmens bei.
GPS in Japan
Japan Rail Freight (JFR) ist eine Gesellschaft die bei der Zerschlagung
der Japanischen Staatseisenbahn (JNR) im Jahre 1987 entstanden ist.
Japan Rail Freight hat keine eigene Infrastruktur, sondere benützt die
Verkehrswege und Kommunukationslinien der sechs regional operierenden
Personenbefördernden Eisenbahngesellschaften, um den gesamten
Gütervekehr in Japan abzuwickeln.
Die Positionen der Züge werden mit GPS ermittelt und die Verständigung
mit den Zügen erfolgt über geostationäre OmniTRACS
Kommunikationssatelliten. Über ein Computernetz, welches an das
Zuginformationssystem der Personenbefördernden Eisenbahnen angeschlossen
ist, bekommt der JRF Disponent alle 30 Minuten die Position von
planmässig verkehrenden und alle fünf Minuten die Position von
verspäteten Güterzügen gemeldet. Der diensthabende Disponent der Japan
Rail Freight hat auch keine eigene Kommunikationsverbindung zu den
Frachtzügen, sondern teilt seine Entscheidungen den Disponenten der
Personenbefördernden Eisenbahnen mit. Diese leiten die Anordnungen an
die Züge der Japan Rail Freight weiter. Dieser Service ist in 200
Terminals auf der Strecke zwischen Tokyo und Kyushu installiert und 220
Fahrzeuge von JFR sind im Moment mit diesem System ausgerüstet.
GPS
Test bei Kyushu Rail
Das bisher verwendete Lokalisationssystem zur Feststellung der
Zugposition bei Kyushu Rail basiert auf punktueller Induktion und dem
Vergleichen dieser Informationen mit den im Lokspeicher abgelegten
Streckendaten. Zwischen diesen Punkten wird die vom Zug zurückgelegte
Strecke über den Radumfang gemessen und mit den bisher ermittelten Daten
verglichen. Jedoch bei kurzen Störungen des Loksystems oder bei
wiederholtem Achsschleudern, konnte die Zugposition anhand dieser Daten
nicht wieder zuverlässig genug ermittelt werden.
Ein mit GPS Empfänger und Computer ausgestatteter Servicezug, der eine
Teststrecke befuhr und die mittels GPS ermittelten Positionsdaten
abspeicherte, ermittelte Messpunkte zwischen den gleisseitig fixen
Beeinflussungspunkten. So ist es möglich, die Fahrzeugposition anhand
der GPS Positionsdaten nach einem Positionsverlust, z.B. durch
Achsschleudern, wieder festzustellen, was die Gesamtstabilität des
Systems wesentlich erhöht.
Warnsystem für Gleisarbeiter
Das CARAT System, welches an der Joetsu Shinkansen Strecke im
Probebetrieb ist, dient der rechtzeitigen Warnung von Arbeitern im Gleis
vor den sehr schnell herannahenden Zügen.
Der Wachposten hat einen GPS Empfänger mit Speicher und integriertem
Funkgerät. Wenn ein Zug sich nähert sendet dieser seine eigene Position,
welche vom Funkgerät des Wachpostens empfangen und mit der gespeicherten
Position der Arbeitergruppe verglichen wird. Bei Annäherung eines Zuges,
unter einen voreingestellten Wert, wird vom Gerät des Wachpostens
automatisch Alarm gegeben und die Arbeiter können das Gleis sicher
verlassen.
Europäischer GPS Einsatz
Bei den Finnischen Staatsbahnen sollte ein
auf GPS Positionierung basierendes System nach einer Testphase 1996,
nunmehr in Betrieb sein, welches über Zuglautsprecher die Ansage des
nächsten Aufenthaltes des Zuges, vollautomatisch durchführt.
Die Tschechischen Bahnen (CD) haben mit US
Firmen ein Joint Venture gegründet. Ziel dieses Unternehmens ist es,
ein ebenfalls auf GPS beruhendes Cargo-tracking-, Zugleit- und
Kommunikationssystem zu entwickeln.
Nach dem Advanced Communications Technologies
& Services (ACTS) Programm der Europäischen Union, ist die
Entwicklung derartiger Systeme, mit bis zu 50 % der Entwicklungskosten
förderbar.
Die Situation in Europa
Der internationale Eisenbahnverband (UIC), hat schon vor vielen Jahren
erkannt, dass nur eine engere Zusammenarbeit und die Vereinheitlichung
der unterschiedlichen, den Grenzüberschreitenden Verkehr behindernden
nationalen Systeme, den Europäischen Eisenbahnen die
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den anderen Verkehrsträgern sichern kann.
Im Jahre 1991 einigte man sich nach einem EU Ratsbeschluss mit EUROSIG,
das ist ein Konsortium aus neun wichtigen, im Bereich Eisenbahnsicherung
tätigen Firmen, auf die Entwicklung eines europaweit einheitlichen
Signalsystems. Die Hauptbestandteile des Projektes Europaean Rail
Traffic Management System (ERTMS) sind:
Weitere Ansätze zur Europäischen Zusammenarbeit der Bahngesellschaften sind das zukünftige Digitalfunksystem "EIRENE" (European Integrated Radio Network) und vor allem "AEIF" (Europäische Vereinigung für die Eisenbahninteroperabilität), die für die Erarbeitung der von der EU-Richtlinie vorgesehene Technische Spezifikationen für Interoperabilität (TSI) zuständig ist. Hier sind Industrie und Bahngesellschaften vertreten.
Das ERRI Institut *)
Das Europäische Eisenbahnforschungsinstitut ERRI (European Rail
Research Institute) in Holland wurde im Rahmen des ETCS (Europaean Train
Control System) mit der Durchführung der Koordinierung betraut und hat
mittlerweile die Systemspezifikationen für ein paneuropäisches
Zugsicherungssystem vorgelegt. Dieses Konzept sieht drei mögliche ETCS
Integrationsstufen zu bereits bestehenden nationalen Sicherungssystemen,
bei weitestgehender Kompatibilität und Integrationsfähigkeit vor.
Die ERRI Arbeitsgruppe A200 hat sich allerdings auf ein rein
terrestrisch gebundenes System mit Funkdatenübertragung und Gleisbaken
zur Feststellung der Zugpositionen beschränkt. Anlässlich eines
persönlichen Besuches bei ERRI im April 1996, wurde mitgeteilt, dass man
sich 1993 mit GPS als Sensor zur Positionsbestimmung beschäftigt hatte.
Damals war man zur Erkenntnis gekommen, dass GPS Positionsdaten weder
genau genug, noch die Verfügbarkeit ausreichend war, was für die erst im
Aufbau befindliche Satellitenkonstellation auch zutraf.
Seit der Komplettierung der Satellitenkonstellation und der Erklärung
der vollen Betriebsfähigkeit (FOC) im Juli 1995 haben sich die
Genauigkeit und Verfügbarkeit jedoch grundlegend verbessert. Vielleicht
wäre ERRI gut beraten, die Möglichkeiten von GPS als Sensorinput wieder
zu evaluieren.
*) Der Betrieb des ERRI Institutes wurde mit 30. Juni 2004 eingestellt.
Mögliche Synergien mit GPS
Der Vorteil von Satellitennavigation beschränkt sich nicht auf das
kostengünstige Feststellen der Zugposition. Die vielfältigen Arten von
Zusatznutzen machen die Investition in ein GPS basiertes
Sicherungssystem vom kaufmännischen Standpunkt erst so richtig lukrativ
für den Bahnbetrieb. Allerdings verteilt sich dieser positive Effekt
über mehrere innerbetriebliche Abteilungen und erfordert ein zweck- und
zielgerichtetes Zusammenarbeiten dieser Unternehmensteile. Selbst der
bereits vielfach geäusserte Wunsch nach paneuropäischer Zusammenarbeit
und Vereinheitlichung der Bahnsysteme, erfährt hier neuen Auftrieb.
Noch ist die böse Geschichte nicht ganz aus dert Luft gegriffen, dass
eine Lokomotive, die in verschiedenen europäischen Ländern, ohne
Rücksicht auf die Fahrdrahtspannung fahren könnte, 16 Achsen haben
müsste, damit alle für die unterschiedlichen Sicherungssysteme
notwendigen Sensoren angebaut werden können. Hier besteht
Vereinheitlichungsbedarf, um die Wettbewerbsfähigkeit des
Verkehrsträgers Schiene zu erhalten.
Europäische Bedenken
Gelegentlich wird der Vorbehalt geäussert, man solle sich in Europa
trotz der grossen Kostenvorteile, nicht eines Systems bedienen, auf das
man keinen Einfluss nehmen kann, da es völlig in amerikanischer Hand
sei. Auch wurden Bedenken laut, Amerika könnte das GPS System während
einer Krise abschalten und die Europäischen Investitionen zunichte
machen.
Tatsache jedoch ist, dass eine Abschaltung der GPS Signale, schon wegen
der Abhängigkeit einer Vielzahl von amerikanischen Anwendern aus
unterschiedlichsten Bereichen, nicht in Frage kommen kann.
So ist die inneramerikanische, auf DGPS basierende, zivile Flugsicherung
(WAAS Konzept; siehe letzte Ausgabe) in einer erfolgreichen Testphase,
die 1998 in den offiziellen Vollbetrieb übergehen wird. Die
Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (International Civil Aviation
Organization; ICAO) plant, diese Technik für die Zivilluftfahrt weltweit
zur Flugzeugführung beim Landeanflug einzusetzen. Darüber hinaus zeigt
die momentane technische Weiterentwicklung in die Richtung, dass ein
Blockieren des öffentlich zugänglichen Standard Positioning Service
(SPS), das sogenannte Jamming in einer bestimmten Krisenregion bevorzugt
wird. Das ermöglicht den Militärs, die Weiterverwendung von GPS, da die
Armee ja mit dem Precise Positioning Service (PPS) arbeitet, welches vom
Jamming des SPS nicht betroffen ist.
Daher ist eine Befürchtung, dass GPS plötzlich abgeschalten werden
könnte, vollkommen unbegründet.*)
Das Joint Program Office (JPO) des US Verteidigungsministeriums hat
bekanntgegeben, dass jede GPS betreffende Änderung der jetzigen
Signalstruktur, mit einer zehnjährigen Vorlaufzeit bekanntgegeben wird.
*) Mehr als 20
Jahre später (2019) ist es evident, dass das GPS System permanent
operativ gehalten wurde, während das europäische GALILEO System im Juli
2019 für ca. eine Woche komplett ausgefallen war.
Vorteile von GPS für die Bahn
Die Kostenvorteile durch den Wegfall der gleisnahen Sensoren und Datenübertragungseinheiten, sowie die Vermeidung von hohen Instandhaltungskosten wurden schon erwähnt. Nun werden die weiteren Vorteile und Möglichkeiten, Kosten zu reduzieren, anhand eines DGPS gestützten Zugsicherungsmodells beschrieben.
Genauigkeitssteigerung
Aufgrund der Struktur der GPS Daten, ist eine Genauigkeitsverbesserung
– "Augmentierung" - für den Eisenbahnbetrieb notwendig. Die zur Auswahl
stehenden Techniken sind primär die Übertragung von DGPS Korrekturdaten
per Zugbahnfunk, oder der Empfang dieser Daten über einen speziellen
Rundfunkempfänger, welcher die phasenverschoben auf die Trägerfrequenz
aufmodulierten Daten empfangen kann. Weitere Möglichkeiten zur
Augmentation von GPS Positionsdaten für den Bahnbetrieb wurden im
vorigen Artikel besprochen.
In Deutschland gibt es diesen Service seit einiger Zeit, allerdings noch
nicht flächendeckend. In Österreich gibt es einen Probebetrieb des ORF
im osten Österreichs, der mit Anfang 1998 in einen östereichweiten
Normalbetrieb ausgedehnt werden soll. Dazu werden dem Ö1 Radiosignal
DGPS - Korrekturdaten phasenverschoben aufmoduliert, welche von den
dafür ausgerüsteten Empfängern zur genaueren Positionsbestimmung genutzt
werden. *)
*) Im Jahr 2019 sind österreichweit 36 nun APOS (Austrian Positoning Service) genannte Referenzstationen des Bundesamtes für Eich- u Vermessungswesen (BEV) in Betrieb, welche die kostenpflichtigen Korrekturdaten per Internet versenden.
Hybrides System
Um nicht bei einem kurzzeitigen Sensorausfall gleich das ganze System
zu stören und auch, um die Genauigkeit zu erhöhen, wird die ermittelte
DGPS Position auch mit einem gespeicherten Plan verglichen (Map
Matching). Zusätzlich wird die zurückgelegte Strecke über den Radumfang
errechnet (Dead Reckoning) und daraus ebenfalls eine Position ermittelt,
welche über einen Kalman-Filter *)
in die Gesamtlösung mit eingebracht wird.
Wenn etwa in einem Tunnel (dessen Beginn und Ende ja genau bekannt sind)
keine GPS Position ermittelt werden kann, wird die von den Radsensoren
gemessene zurückgelegte Strecke mit den entsprechenden gespeicherten
Informationen verglichen und so kann für den Weg im Tunnel, wo keine GPS
Position feststellbar ist, trotzdem eine genaue Position ermittelt
werden.
Ein Kalman-Filter ist eine optimierte mathematische Prozedur zum
rekursiven schätzen sich dynamisch verändernder Parameter. Oder anders
formuliert, wird die Positionsangabe jenes Sensors die im Moment die
wahrscheinlichste darstellt mit der höchsten Gewichtung in die
Gesamtpositionslösung übernommen. Jener Sensor, der die relativ
unwahrscheinlichste Position liefert, wird zu einem geringen Anteil in
die Gesamtposition übernommen. Ein derartiges iteratives Verfahren
ergibt eine genauere und zuverlässigere Position, als es den Summen der
einzelnen Sensoren entsprechen würde.
*) Kalmanfilter:
Mathematischer Algorithmus zum rekursiven Anpassen sich dynamisch
verändernder Positionsdaten von mehreren konkurrierenden Sensoren (DGPS,
Gyro, Kompass, Map matching, dead reckoning...) in Echtzeit. Ergibt
in einer iterativen Schleife eine genauere Position als jene die
einzelne Sensoren liefern.
Rudolf E. Kálmán
et.al. haben diesen Algorithmus
im Jahr 1960 vorgestellt. Bei der sogenannten strap
down Intertialnavigation u Trägheitsnavigation von sich
schnell bewegenden Objekten (Zug, Flieger, Auto, Eisenbahn...) ist
dieser Algorithmus unbedingt notwendig um in Echtzeit genaue
Positionsdaten zu erlangen. Interessanter Weise wurde die Korrektheit
des Algorithmus erst
im Jahre 1982 durch die Verbreitung von Computern mit 16 bit
80286 Prozessoren, welche in der Lage waren die Anfallenden Daten auch
in Echtzeit zu Verarbeiten, bewiesen. In den letzten Jahren fand der
Einsatz bei LIDAR u RADAR Systemen von autonom fahrenden Fahrzeugen,
zur Reduktion des Rauschens, weite Verbreitung.
Digitaler Fahrplan
Eine vielversprechende Möglichkeit zur Kostenreduzierung ist die Digitalisierung der gedruckten Fahrpläne für das Lokpersonal und deren Anzeige mit einem LC-Display. Der finanzielle Vorteil liegt hier im Entfall aller Druck- und Handlingkosten, sowie der einfachen, täglichen Aktualisierbarkeit. Eine weitere Gelegenheit zur Kostenreduktion bei gleichzeitigem Sicherheitsgewinn ist das Einarbeiten der temporären Geschwindigkeitsbeschränkungen La (Langsamfahrstellen) und der zum Abfahrtszeitpunkt des Zuges bereits bekannten schriftlichen Befehle. So bekommt der Lokführer alle für die sichere Führung des Zuges notwendigen Daten in der Reihenfolge wie er sie antreffen wird, verwechslungssicher und ohne die bei gedruckten La-Informationen notwendige Redundanz "(in Kraft ab..." oder "gilt nur am..."). Bei den schriftlichen Befehlen ist der Vorteil der geringere Personaleinsatz, auch eine grössere Fehlertoleranz durch geringere Übermittlungshäufigkeit, bei der La gilt das gleiche Einsparungspotential wie bei den gedruckten Fahplänen.
Bei Dienstantritt
Der Lokführer kann bei seinem Dienstbeginn, auf einem eigenen Funkkanal
alle Daten des zu führenden Zuges in den Speicher seines Lokgerätes
laden. Dies hat den Vorteil, dass an Bord nur aktualisierte Daten
verwendet werden. Auch entfällt in dieser Konstruktion ein aufwendiger
Suchalgorythmus für das Anzeigen der gewünschten Zug-, uns
Streckendaten. Darüber hinaus steht mehr Speicherkapazität für andere
Informationen zur Verfügung. So zum Beispiel eine Anleitung für das
vorschriftengemässe Handeln in unklaren Situationen, und eine
Fehlersuchanleitung für Lokomotive und Wagen. Diese Möglichkeit schnell
nachzulesen würde insbesondere die Häufigkeit des "menschlichen
Versagens" als Unfallursache signifikant verringern. Während der Fahrt
sorgt die vom GPS Empfänger kommende Positionsinformation autonom dafür,
dass der jeweils zu befahrende Streckenabschnitt in der Mitte des
Displays angezeigt und weitergescrollt wird. Blättern ist mit wenigen
Tasten möglich. Somit kann dieses Display klein (A5 quer) und
kostengünstig gehalten werden.
Bei Triebfahrzeugen mit Bremsrechner kann dieser mit den Positionsdaten
und dem im Speicher vorliegenden Fahrplan veknüpft werden. Dann kann das
Triebfahrzeug selbsttätig alle Geschwindigkeitsbeschränkungen und
Aufenthalte erkennen und deren Einhaltung überwachen. Ein
unabsichtliches Durchfahren von planmässigen Aufenthalten oder ein
kritisches Überschreiten der örtlichen Höchstgeschwindigkeit (wie zum
Beispiel 1971 in Rheinweiler oder 1997 in Piacenza) kann mit Sicherheit
verhindert werden. Bei Lokomotiven ohne Bremsrechner besteht die
Möglichkeit, bei einer festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitung
eine temporäre Bremsung auszulösen.
Eingleisiger Betrieb
Auf eingleisigen Nebenbahnen kommt es immer wieder zu
Zugzusammenstössen, weil ein Zug den Bahnhof unerlaubt verlassen hat.
Oft ist als alleinige Unfallursache eine, wenn auch nur kurze,
Abgelenktheit oder Unachtsamkeit des Lokführers anzunehmen.
Wenn in einem GPS gestützten System die Dispositionszentrale die
Positionen und Fahrtberechtigungen aller Züge im Bereich kennt und mit
den Zügen eine Kommunikationsverbindung herstellen kann, ist sie in der
Lage einen unberechtigten Anfahrversuch, durch Fernabschalten der
Triebfahrzeugleistung zu verhindern.
So wäre mit GPS eine optimale Sicherheit bei geringen
Investitionskosten, zu realisieren. Dabei würde es ausreichen, wenn die
Verbindung zur Zentrale nur in den Bahnhöfen besteht, wie es in
Österreich auf einigen Srecken mit Schnurlostelefonen sehr billig und
effektiv gelöst ist.
Auf den Lokomotiven befindet sich der Hörer und in den Bahnhöfen die
zugehörige Basisstation. Jedoch arbeitet dieses Telefon, zum Unterschied
vom entsprechenden Heimtelefon, in jedem Bahnhof der Strecke auf der
gleichen Frequenz, wodurch mit dem Hörer am Triebfahrzeug in jedem
Bahnhof der Strecke, im Umkreis von etwa 300 Metern um die im
Bahnhofgebäude befindliche Basisstation eine Telefon- und
Datenverbindung zur Dispositionszentrale möglich ist.
Ein Versuch in Österreich
In der Vorbereitungsphase ist ein Versuch, auf einer eingleisigen
Strecke in der Wachau in Österreich unter Verwendung von GPS, das
unerlaubte Ausfahren eines Zuges aus einem Bahnhof zu verhindern.
Nach schweren Unfällen, bei denen auch Menschenleben zu beklagen waren
und die auf menschliches Versagen zurückzuführen waren, will man mit
billigen C/A Code Handheld-Empfängern den Lokführer durch einen Warnton
warnen, falls er den Bahnhof verlassen hat ohne eine Fahranfrage zu
stellen. Bei dem in Österreich Zugleitbetrieb (V5-Betrieb) genannten
Verfahren, kontaktiert der Lokführer über das vorher beschriebene
Schnurlostelefon oder Zugfunk die Dispositionszentrale und trägt in
einer "Stricherlliste" ein, wenn er eine Fahrberechtigung erhalten hat.
Bei dem erwähnten Versuch wird der Lokführer die erhaltene
Fahrberechtigung in den GPS Empfänger eintippen. Dieser hat alle
Bahnhofpositionen in seinem Speicher und kann nach der Eingabe durch den
Lokführer feststellen, ob der Zug die Berechtigung zum Befahren der
Strecke hat. Ob der Zug den Bahnhof verlassen hat, stellt der Empfänger
per Positionsmessung fest.
In diesem sehr einfachen Setup hat man auf eine Verbindung des GPS
Empfängers mit der Dispositionszentrale und zur Fahrsteuerung des
Triebfahrzeuges verzichtet. Man begnügt sich damit, im Falle einer
Fehlausfahrt, einen Warnton auf Grund des Fehlens einer vom Lokführer
selbst einzutippen den Fahrberechtigung ertönen zu lassen. Ebenfalls
verzichtet wurde auf eine Differentialkorrektur der Position mit
entsprechend verbesserter Genauigkeit.
Grossräumige Disposition
Wenn die jeweiligen Zugpositionen und Geschwindigkeiten einer Dispositionszentrale bekannt sind, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, Züge wirtschaftlich zu leiten und Bremsungen wegen Zugfolge, sowie das energieverzehrende Wiederbeschleunigen zu vermeiden. Hier darf ein Einsparungspotential in der Grössenordnung von zweistelligen Schilling-Millionenbeträgen vermutet werden. Zusätzlich wäre ein signifikant geringerer Verschleiss von Bremsklötzen zu erwarten.
Fahrdatenprotokollierung
Wenn der GPS Empfänger mit einem Speicher in Verbindung steht, lässt
sich eine sehr effiziente und weitgehend automatisierte Aufzeichnung der
Fahrdaten realisieren. Dabei wird in Abhängigkeit von der Zugart und der
momentanen Position variabel die Frequenz der Aufzeichnungsdichte und
somit der anfallenden Datenmenge selbsttätig verändert.
So zum Beispiel wird es bei einem Schellzug, der auf freier Strecke
fährt, genügen, alle 30 Sekunden aufzuzeichnen, während bei einem
Vorortezug der alle drei km einen Aufenthalt hat, eine viel dichtere
Aufzeichnungsrate notwendig sein wird. In beiden Fällen kann die
Aufzeichnungsrate durch Ereignisse wie Beginn einer Bremsung,
Betätigungen in der Lok oder das Annähern an einen Geschwindigkeits
bruch, automatisch verändert werden. Zusätzlich zur üblichen Speicherung
von Position, Uhrzeit, Geschwindigkeit, kann der Status einer Vielzahl
von Loksystemem wie Motortemperatur, der Bremszylinderdruck usw. mit
aufgezeichnet und statistisch ausgewertet werden. Wenn man die
Lokomotiven mit Stosssensoren und Gyros (Winkelgeschwindigkeitsmesser)
ausrüstet, könnte eine zu heftige Verzögerung oder eine zu starke
Neigungsveränderung des Fahrzeuges, als Indikator für eine Entgleisung
genommen werden. Das System kann eine automatische Übertragung der
Fahrdaten in die Zentrale, Nothalt für entgegenkommende Züge, sowie eine
Freihandsprechverbindung zwischen Lokomotive und Zentrale auslösen. Die
gespeicherten Daten können bei abgestelltem Fahrzeug selbsttätig an die
Zentrale zur Auswertung übertragen werden, oder im "Daisy
Chaine"-Verfahren (die älteste Eintragung zuerst) wieder überschrieben
werden.
Wirtschaftliche Vorteile sind die Einsparung der Wachspapierstreifen,
sowie alle Aufwände mit deren Logistik und Lagerung, was einen
zweistelligen Schilling-Millionenbetrag jährlich ergeben kann.
Signalbeachtung erzwingen
Wenn man die Vor- Schutz- und Hauptsignale mit billigen passiven Transpondern ausrüstet, welche die Signalstellung an den vorbeifahrenden Zug übermitteln, kann man ein unerlaubtes Überfahren eines Halt zeigenden Signales definitiv verhindern. Da im Speicher die Positionen der Signale zusammen mit den Streckendaten abgelegt sind und die Lokomotive "weiss" wie weit sie noch vom Halt zeigenden Signal entfernt ist, kann die Lokomotive, wenn ein Bremsrechner vorhanden ist, eine Bremskurve errechnen und mittels GPS Position auch die jeweils noch zulässige Geschwindigkeit bei der Annäherung überwachen. So wird sichergestellt, dass der Zug zuverlässig und immer vor einem Halt zeigenden Signal zum Stillstand gebracht wird.
Zugfolgeregelung
Die Überwachung, ob ein bestimmter Abschnitt frei von Fahrzeugen ist,
wird mit vielfältigen Einrichtungen durchgeführt. Dazu zählen
Achszähler, Raddedektoren, Gleisstromkreise, Schienenstromkreise,
Induktionsschleifen mit Zugsendern und andere Einrichtungen. Ein
satellitengestütztes System kann als zusätzlicher Sicherheitslayer zu
den bereits bestehenden Einrichtungen eingesetzt werden.
Pragmatisch betrachtet würde immer dann, wenn herkömmliche Systeme nicht
in der Lage waren einen Unfall zu verhindern, ein zusätzliches System
erfolgreich intervenieren können. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass
ein überlagertes satellitengestütztes System total ausfallen sollte,
würde der Sicherheitsstatus auf den heutigen Stand fallen, allerdings
nur für die kurze Zeitspanne bis zur Wiedererlangung des operativen
Status des Satellitensystems.
Statistische Daten
Bei personenbefördernden Zügen ist man zur
Wirtschaftlichkeitsoptimierung an den tageszeitlich unterschiedlichen
Passagierzahlen in den verschiedenen Streckenabschnitten interessiert.
Wenn man genaue Daten erheben kann, ist man in der Lage immer für jeden
Passagier einen Sitzplatz zu haben, ohne unnötige Wagen mitzuführen.
Auch die Häufigkeit mit der eine Strecke bedient wird, kann nach
wirtschaftlichen Gesichtspunkten festgestellt werden.
Durch Messung der Wageneinfederung, (bei Luftfederungen Auswerten des
sich bei Beladung ändernden Drucks), kann die entsprechende Besetzung
errechnet werden. Mit der GPS Position verknüpft, hat man Daten über die
wechselnde Auslastung des Zuges zwischen jedem einzelnen Aufenthalt.
Derart ermittelte Auslastungsdaten sind mit geringen Kosten für
Personalaufwand, sowie ohne Einsatz zusätzlicher Zählgeräte erhebbar.
Verbesserter Kundenservice
Die immer rechtzeitige Ansage des nächsten Aufenthaltes eines Zuges kann, wenn die GPS Position mit einem Speicher in dem alle Aufenthalte gespeichert sind, verbunden wird, durch das System vollautomatisch und in digitaler Tonqualität erfolgen. Bei schnellbahnartigem Betrieb ist es möglich, als besonderen Kundenservice, in den Haltestellen eine Anzeige mit der Information, in wieviel Minuten der nächste Zug kommen wird, zu installieren. Diese Information wird ebenfalls aus den Positionsdaten errechnet.
Unfallvermeidung
Das hier beschriebene Modell kann zusätzlich zu bereits bestehenden
Sicherheitssystemen, welche aber leider nachweislich viele Unfälle nicht
verhindert haben, installiert werden. Eine Integration in bestehende
Anlagen scheint realisierbar zu sein. Mit Investitionskosten, die im
Vergleich zu Linienzugbeinflussung (LZB) oder European Train Control
System (ETCS), relativ gering sind, können auch in Teilbereichen (etwa
auf eingleisigen Strecken), Betriebsunfälle verhindert werden.
In Österreich sind, wenn man der Berichterstattung in den Medien folgt,
in den letzten sechs Jahren an die 300 Millionen Schilling an Kosten
durch Eisenbahnunfälle verursacht worden. Es darf angenommen werden,
dass die Aufwendungen, durch Vermeidung von Unfallfolgekosten, in kurzer
Zeit amortisiert sind. In dieser Annahme wird man bestärkt, wenn man die
sich anbietenden Synergieeffekte in die kaufmännische Kalkulation mit
einbezieht.
Zusatznutzen der GPS Daten
Eine weitere gute Gelegenheit GPS-Daten im Bahnbetrieb zum wirtschaftlichen Vorteil weiter- zuverwenden, ist
Die so erhobenen Daten
Weiter sind möglich :
Schlussfolgerungen
Die mit der Inbetriebnahme von GPS und dem russischen GLONASS eingeleitete Entwicklung der Navigation mit Satellitensystemen ist nicht mehr aufzuhalten. Laut dem United States GPS Industry Councel (USGIC) sind 1993 GPS Empfänger im Wert von 460 Millionen Dollar verkauft worden. Für das Jahr 2000 werden 5 bis 6 Milliarden Dollar Umsatz mit GPS Ausrüstung prognostiziert, wobei die höchsten Zuwachsraten bei der Navigation von Landfahrzeugen sind. Die Studie der FRA zeigt, dass GPS basierte Eisenbahnsicherungssysteme um Grössenordnungen kostengünstiger sind, als terrestrische Systeme. Die Eisenbahnverwaltungen scheinen gut beraten zu sein, aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrsträgers Schiene, rechtzeitig auf diesen "Zug der Zeit" aufzuspringen. Eine aussichtsreiche Lösung könnte es sein, GPS zur Zugortung in ERTMS mit einzubeziehen.
Ausblick in die Zukunft
In Zukunft wird die Kommunikation zwischen Dispositionszentrale und den
Zügen nicht mehr per Analogfunk sondern mittels digitaler Sprach- und
Datenverbindungen erfolgen. Dabei werden vermehrt auch geostationäre
Satelliten zum Einsatz kommen.
Selbst ein eigenes, auf Europäische Interessen ausgerichtetes
Satellitennavigationssystem GNNS-2, ist noch immer im Gespräch und das
europäische WAAS Gegenstück, EGNOS (European Geostationary Navigation
Overlay Service), für die Zivilluftfahrt soll 1998 den Betrieb
aufnehmen. Die Vision einer Zusammenarbeit von Eisenbahn & Satellit
ist vielleicht gar nicht mehr so fern !
Gedanken zum ERNP (Europaen Radionavigation Plan) und den Möglichkeiten
die sich den Eisenbahnen Europas dadurch eröffnen, folgen im nächsten
Artikel.
Weiter zu
TRAINSAT Komponenten, Europäischer Radionavigationsplan und GSM-R
oder zu
Übersicht über die Vorteile und
Anwendungsmöglichkeiten von GPS für die Eisenbahn